Eine Frage, die auch Angehörige bewegt
Depression ist eine Herausforderung für den Betroffenen, aber auch für alle, die ihm nahestehen. Als Angehöriger hast Du vielleicht oft das Gefühl, im Dunkeln zu tappen, während Du hilflos zusehen musst, wie sich jemand, den Du liebst, von der Welt zurückzieht und sich der Sinn des Lebens für ihn oder sie in eine schmerzhafte Frage verwandelt. Die Sinnsuche, die Depression mit sich bringt, betrifft letztlich euch beide – und kann zu einem Weg werden, auf dem Du ebenfalls wachsen kannst.
1. Depression als gemeinsamer Weg der Sinnsuche
Wenn ein Mensch in Deinem Umfeld an einer Depression erkrankt, sind es oft auch deine Werte, dein Verständnis von Leben und Sinn, die hinterfragt werden. Vielleicht fragst Du dich: „Wie kann ich helfen? Was macht für mich Sinn in dieser Beziehung?“ Und: „Wie gehe ich damit um, wenn der andere den Sinn in seinem eigenen Leben verliert?“
Die Depression führt euch beide auf eine Reise, bei der Du lernen kannst, Dich selbst besser kennenzulernen, während Du für den anderen da bist. Auch Du begibst dich auf die Suche nach dem, was wirklich wichtig ist – für Dich selbst und in der Beziehung zu dem erkrankten Menschen.
2. Die Sinnfrage als Chance, anders auf das Leben zu blicken
Es kann schwer sein, wenn Dein Angehöriger den Lebenssinn infrage stellt oder sich innerlich zurückzieht. Depression wirkt oft wie ein schwarzes Loch, das alles in in sich aufsaugt: Sinn, Freude, Lebensmut,… . Als Angehöriger kannst Du Dich in dieser Phase vielleicht fragen, was das für euch beide bedeuten könnte. Was für Dich als Partner, Freund oder Familienmitglied Sinn macht, darf eine neue Rolle spielen – ein Halt für den anderen, aber auch für Dich selbst.
Manchmal liegt der Sinn in der Beziehung selbst, im Mitfühlen und im Zuhören. Es kann auch darin bestehen, die kleinen Momente zu schätzen, in denen der andere sich öffnet, selbst wenn diese Momente selten und kurz sind.
3. Deine Rolle als Stütze und die eigene Sinnfindung
Als Angehöriger stehst du oft zwischen Unterstützung und Selbstfürsorge. Es ist wichtig, deinen eigenen Sinn nicht aus den Augen zu verlieren. Was gibt Dir Kraft? Was ist Dir wichtig, unabhängig von der Depression des anderen? Sich diese Fragen zu stellen, ist kein Egoismus – es ist eine Art, für Dich selbst stark zu bleiben, um besser helfen zu können.
Eine Übung: Nimm Dir einen Moment Zeit, um zu überlegen, was Dich selbst erfüllt und worin Du im Alltag Bedeutung findest, abseits der Krankheit. Vielleicht ist es ein Hobby, die Natur, Dein Beruf, oder Zeit mit anderen Freunden und Familie. Diese Dinge sind der Kern Deines eigenen Sinns und können Dir auch in schwierigen Zeiten Stabilität geben.
Wichtig: Die Erkrankung Deines Angehörigen sollte nicht zu Deinem Sinn werden.
4. Gemeinsame Rituale und der Sinn im Kleinen
Sinn muss nicht immer groß und bedeutungsschwer sein. Gerade bei Depression ist es oft der kleine gemeinsame Alltag, der wieder etwas Licht in die Dunkelheit bringen kann. Wenn es Dir gelingt, kleine Rituale zu schaffen, die Euch beiden guttun – sei es ein gemeinsames Frühstück, ein täglicher Spaziergang oder einfach ein kurzer Moment der Stille und des Beisammenseins – entsteht vielleicht ein Gefühl von Verbundenheit und Sinn im Kleinen.
Diese kleinen Inseln des Alltags können Dir und dem erkrankten Menschen Halt geben. Die Depression wird vielleicht nicht sofort leichter, aber sie kann durch diese Gesten etwas weniger schwer erscheinen.
5. Die Frage nach dem Sinn als Neuanfang
Die Frage nach dem Sinn des Lebens stellt sich für Euch beide auf neue Weise. Während der erkrankte Mensch sich mit der Frage auseinandersetzt, was das eigene Leben noch wertvoll macht, kann es Dir als Angehöriger helfen, Dich zu fragen, was diese Zeit für Eure Beziehung bedeutet und was Du daraus lernen kannst.
So schwer die Situation auch ist, sie fordert Euch beide heraus, tiefer zu blicken und alte Vorstellungen loszulassen. Du wirst vielleicht mutiger, ehrlicher mit Dir selbst oder entdeckst Seiten an Dir, die Du so noch nicht kanntest.
Fazit: Gemeinsam auf der Suche nach Sinn
Depression ist nicht nur eine Belastung, sondern auch ein Moment des Innehaltens, für Betroffene und für ihre Angehörigen. Die Frage nach dem Sinn des Lebens kann eine schwere Last sein, aber auch eine Gelegenheit, über das eigene Leben und die eigene Beziehung anders nachzudenken. Auch Du als Angehöriger darfst diese Frage für Dich beantworten und Deinen eigenen Weg zu mehr Sinn und Erfüllung finden.
Du kannst da sein, Du kannst zuhören, aber Du darfst auch Dir selbst Raum geben und erkennen, dass Sinn nicht immer in großen Taten liegt – manchmal steckt er in der Geduld, im Mitfühlen und in den kleinen gemeinsamen Momenten, die euch beiden Halt geben.
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