Wie kann ich meinen Angehörigen dabei unterstützen einen Arzt aufzusuchen, wenn er depressiv erkrankt ist?
Wenn ein geliebter Mensch an Depression leidet, stehen Angehörige oft vor einer großen Herausforderung: Wie kann ich helfen, ohne Druck auszuüben? Wie kann ich meinen Angehörigen unterstützen, wenn er jede Hilfe ablehnt?
Viele Betroffene empfinden den Gedanken an einen Arztbesuch als belastend oder sogar sinnlos. In diesem Artikel erfährst Du, warum das so ist und wie Du behutsam dabei helfen kannst, den ersten Schritt in Richtung Hilfe zu gehen.
Warum lehnen viele depressiv Erkrankte Hilfe ab?
Depression ist mehr als nur eine traurige Phase – sie verändert die Wahrnehmung und das Denken. Viele Erkrankte glauben, dass sie keine Hilfe verdient haben oder dass niemand ihnen helfen kann. Typische Gedanken sind:
- „Es bringt doch sowieso nichts.“
- „Ich will niemandem zur Last fallen.“
- „Ich habe keine Kraft, mich darum zu kümmern.“
- „Ich komme irgendwie allein klar.“
Diese Überzeugungen sind Teil der Erkrankung – sie sind keine Ausreden, sondern fühlen sich für Betroffene absolut real an. Umso wichtiger ist es, als Angehörige:r einfühlsam zu unterstützen.
Was kann ich tun, wenn mein Angehöriger keine Hilfe möchte?
1. Verständnis zeigen und Druck rausnehmen
Einfühlsames Zuhören ist der erste Schritt. Druck oder Überzeugungsversuche wie „Du musst einfach nur…“ oder „Reiß Dich zusammen“ führen oft zum Gegenteil – die betroffene Person zieht sich noch mehr zurück.
👉 Besser: „Ich verstehe, dass sich das für Dich gerade schwer anfühlt.“
👉 Oder: „Es ist okay, wenn Du unsicher bist. Ich bin für Dich da.“
So schaffst Du eine Atmosphäre, in der sich Dein Angehöriger sicher fühlt.
2. Informationen bereitstellen, ohne zu belehren
Anstatt zu sagen: „Du musst zum Arzt!“, kann es helfen, vorsichtig Informationen anzubieten:
💡 „Es gibt Ärzte, die speziell darauf geschult sind, Menschen mit Depressionen zu helfen. Vielleicht wäre das eine Möglichkeit?“
💡 „Ich habe gelesen, dass man bei vielen Hausärzten erstmal nur ein Gespräch führen kann, ohne dass sofort eine Therapie starten muss.“
Das nimmt die Angst vor dem nächsten Schritt und gibt Deinem Angehörigen die Möglichkeit, selbst zu entscheiden.
3. Den ersten Schritt gemeinsam gehen
Eine Depression kann dazu führen, dass selbst kleine Aufgaben überwältigend wirken. Du kannst helfen, indem Du diese Hürden verringerst:
✅ Einen Arzttermin gemeinsam vereinbaren
✅ Zusammen überlegen, welche Fragen oder Ängste bestehen
✅ Begleiten, wenn gewünscht – oder zumindest in der Nähe bleiben
Oft hilft es, die Last ein Stück weit mitzutragen, ohne die Kontrolle zu übernehmen.
4. Erinnern: Hilfe annehmen ist kein Zeichen von Schwäche
Viele Betroffene haben Angst, als „krank“ oder „schwach“ zu gelten. Einfühlsame Sätze können helfen, diese Hürde abzubauen:
💙 „Sich Unterstützung zu holen zeigt, dass Du Dich um Dich kümmerst – und das ist stark.“
💙 „Du musst das nicht allein schaffen. Es gibt Menschen, die verstehen, was Du gerade durchmachst.“
Diese Botschaften können dazu beitragen, die Angst vor einem Arztbesuch zu reduzieren.
Weshalb spreche ich hier von Ärzten? Weil der erste Ansprechpartner der Hausarzt ist und weil die Hemmschwelle, einen Psychologen aufzusuchen meist noch höher ist…“Ich bin doch nicht verrückt!“ Leider sind psychische Erkrankungen noch immer zu Unrecht mit einem Stigma behaftet, das macht die Situation nicht einfacher.
Was tun, wenn mein Angehöriger weiterhin jede Hilfe ablehnt?
Es kann sein, dass Dein Angehöriger noch nicht bereit ist. Das ist schwer auszuhalten, aber wichtig ist: Du kannst niemanden zwingen – und das solltest Du auch nicht.
Was Du trotzdem tun kannst:
✔ Da sein, ohne Druck auszuüben
✔ Eigene Grenzen wahren und für Dich selbst sorgen
✔ Langfristig Unterstützung anbieten, ohne Erwartungen
Fazit: Unterstützung mit Fingerspitzengefühl
Wenn Du Dich fragst: „Wie kann ich meinen Angehörigen unterstützen, wenn er depressiv ist?“, dann ist die wichtigste Antwort: Mit Geduld, Verständnis und kleinen machbaren Schritten.
💙 Du bist nicht allein! Ich begleite Angehörige dabei, mit dieser Herausforderung besser umzugehen – ohne sich selbst zu verlieren.
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